Konzept

Gelassen wie die Schnecke
tiergestützte Entspannungstechnik mit Schnecken

1) Einleitung

Dies ist ein weiteres Angebot von Achtsamwald. Einem Kleinunternehmen, was Mensch und Natur wieder zusammen bringen möchte. Dabei geht es vorrangig um Achtsamkeit, Entschleunigung und Entspannung. Seit zwei Jahren bieten wir Kurse für Gruppen an, mit denen wir „waldbaden“ aus dem Japanischen „Shinrin- Yoku“. Damit haben wir schon vielen Menschen geholfen den Kopf frei zu bekommen und zurück in die Entspannung zu finden.
Nun haben wir ein Angebot entwickelt, was speziell für einzelne Personen gedacht ist.
Das Projekt „Gelassen wie die Schnecke“ kann dabei auf individuelle Bedürfnisse eingehen und intensivere Erlebnisse bringen. Die Schnecke hilft unter anderem dabei zu entschleunigen und die Konzentrationsfähigkeit zu verbessern.

2) Ausgangssituation:

Die moderne Welt entfremdet uns immer mehr von der Natur. Kinder sind kaum noch draußen an der frischen Luft, geschweige denn auf Wiesen, Feldern oder in Wäldern.
Die Welt um uns herum wird scheinbar immer schnelllebiger. Dadurch lässt unsere Konzentrationsfähigkeit immer mehr nach.
Viele Kinder haben Schwierigkeiten dem Unterricht zu folgen, sind unruhig, unzufrieden und aggressiv. Andere scheinen in sich gekehrt, schüchtern und ängstlich und ziehen sich immer mehr zurück.
Erwachsene Menschen, die mitten im Leben stehen, sind immer öfter überlastet und ausgebrannt. Psychische Erkrankungen wie Depressionen und Burn-Out häufen sich.
Es fällt immer schwerer sich Auszeiten zu nehmen, bei dem gesellschaftlichen Druck, den viele spüren.

3) Ziele:

  • Ausgeglichenheit!
  • Innere Ruhe. Schon während der Sitzung entsteht eine mentale und physische Entspannung.
  • Die Schlafqualität ist besser und die Konzentrationsfähigkeit steigt signifikant. Dadurch erhöht sich die Leistungsfähigkeit in Schule und/oder Beruf.
  • Die Lebensqualität verbessert sich und somit auch die individuelle Zufriedenheit.
  • Das Selbstwertgefühl und das Selbstbewusstsein bauen sich auf.
  • Durch die Steigerung der Empathie sind soziale Interaktionen entspannter und es fällt leichter mit gesellschaftliche Konventionen umzugehen (Bsp: Regeln im Unterricht).
  • Eine gesteigerte Resilienz führt direkt dazu schwierige Situationen im Alltag leichter zu bewältigen.

4) Zielgruppen:

  1. Kinder und Jugendliche…
    1. mit Konzentrationsproblemen, auffälligem Verhalten in der Schule und/oder im privaten Umfeld.
    1. In sich gekehrte, schüchterne Kinder
    1. Kinder aus einem instabilen Umfeld und ohne Selbstvertrauen.
    1. Kinder, die in einer schwierigen Lebensphase sind, durch einen Schicksalsschlag o.ä.
  2. Erwachsene…
    1. die sich ausgebrannt und überlastet fühlen
    1. denen es schwer fällt zu entspannen und loszulassen (Das Gedankenkarussell zu stoppen)
    1. mit Schlafproblemen und innerer Unruhe
    1. die vom Burn-Out bedroht sind

4.1) Stakeholder/ indirekte Zielgruppen:

  1. Schulen, Lehrer, OGS Betreuer, Bezugspersonen
  2. Arbeitgeber, Angehörige

5)Förderbereiche:

Neurophysiologische Grundlagen
Die positive, fördernde und oftmals heilsame Wirkung von tiergestützten Interventionen auf den Menschen allgemein und insbesondere auf Menschen mit Störungen und Beeinträchtigungen steht außer Frage.
Sowohl durch die Wissenschaft, als auch in unterschiedlichen Praxisfeldern werden tiergestützte Maßnahmen durchgeführt und wissenschaftlich untersucht. Unter anderem wurden folgende Effekte nachgewiesen, die sich wiederum auf die Entwicklung, das Wohlbefinden und das Verhalten des Menschen auswirken.
Bindungs- undfürsorgeartige Beziehungen zu Tieren sind offensichtlich in der Lage, das menschlicheOxytocin-System zu aktivieren. Dadurch werden beziehungsfördernde, gleichzeitig aberauch angst- und stressreduzierende Effekte ausgelöst, die es Pädagogen und Therapeutenerleichtern, Beziehungen zu Menschen herzustellen, die das nur schwer zulassen können.
(vgl. S.184, Julius, Beetz, et al., Hogrefe Verlag GmbH und Co. KG, 2014). Bei Oxytocinhandelt es sich um das sogenannte „Zärtlichkeitshormon“, das auch während der Geburt eines Kindes, beim Stillen sowie beim Umgang mit Tieren, deren menschlichenKörper ausgeschüttet wird. Dieses Hormon ist in der Lage, im körperlichen BereichSchmerzen zu lindern sowie psychisch die Produktion des Stresshormons Cortisol zuneutralisieren und somit für Entspannung zu sorgen.
Dadurch ist es möglich innere Spannungen und Aggressionen  abzubauen.

Hier eine Übersicht der positiven Wirkung, der tiergestützten Intervention in Stichpunkten.

  1. physiologische Wirkungen:
    1. Einfluss auf das Herz- Kreislauf- Systems
    1. Senkung des Blutdrucks
    1. Förderung der Motorik
    1. Muskelentspannung
    1. Verbesserung des Gesundheitszustandes durch motorische Aktivierung (Bewegung)
    1. Einfluss auf körpereigene Hormone u.a. durch Anregung der Spiegelneuronen
    1. Taktile Reize um sich selbst spüren zu können (insbesondere bei älteren Menschen)
    1. Stärkung des Immunsystems
    1. Schmerzlindernde Effekte (Endorphine)
    1. Stressreduzierung (Regelung des Cortisolspiegels)
  • Mentale und psychische Wirkungen:
    • kognitive Anregung (Lernen über Tierhaltung)
    • Erleben von Gefühlen der Zuneigung, Vertrauen
    • Fürsorge geben können
    • Förderung seelischer Ausgeglichenheit
    • Bindungsaufbau
    • emotionales Wohlbefinden
    • Förderung von Selbstbewusstsein
    • Angstreduktion
    • psychologische Stressreduktion
    • Erfahrung von Geborgenheit im Zusammensein mit dem Tier
    • antidepressive Wirkung
    • Impulse für Verhaltensänderung und Stressbewältigung
    • Förderung der Konzentration
    • Förderung der Entscheidungsfähigkeit
    • Aufmerksamkeitssteigerung
    • Stimulation der Merkfähigkeit
    • Strukturiertes Handeln
    • Klares, deutliches Handeln
  • Soziale Wirkungen:
    • Aufhebung von Isolation (Tier als Kontaktvermittler und Brücke)
    • Erleben von Körperkontakt
    • Vermittlung von Gesprächsstoff
    • Förderung von Empathie
    • Grenzen erfahren und setzen lernen
    • Respekt erfahren und lernen, diesen auszustrahlen
    • Lernen geduldig und ruhig zu sein (eine Schnecke verlässt ihr Haus nur, wenn Sie sich sicher fühlt.)
    • Motivation seinen Erlebnisraum zu erweitern
    • Vermeidung sozialer Isolation
    • Förderung des Selbstwertgefühls
    • Selbstwirksamkeit erleben

(vgl. Julius, Henri / Beetz, Andrea / Kotrschal, Kurt / Turner, Dennis C. / Uvnäs-Moberg,
Kerstin: Bindung zu Tieren – Psychologische und neurobiologische Grundlagen
tiergestützter Interven-tionen. Göttingen: Hogrefe Verlag GmbH und Co. KG, 2014.)

6) geplante Maßnahmen:

Diese tiergestützte Maßnahme unterscheidet sich maßgeblich von der mit anderen Tieren. Hier ist die Schnecke kein Co-Therapeut, sondern Mittelpunkt des Geschehens. Es muss ausdrücklich klar sein, dass diese Maßnahme keine Therapie ist und auch andere Behandlungen nicht ersetzt. Sie ist eine Entspannungstechnik und kann durchaus als Unterstützung neben anderen Behandlungen dienen. Die Interaktion und Beobachtung der Schnecken (idealerweise in der Natur) soll den Prozess in Gang bringen, welcher die Person dabei unterstützt sich maßgeblich besser zu fühlen.
Vorzugsweise findet die Maßnahme in Einzelsitzungen statt. Wenn das Wetter es zulässt draußen in der Natur. Zunächst wird der/die Klient*in auf den Kontakt mit den Tieren vorbereitet. Es wird erklärt welche Bedürfnisse die Schnecken haben, was sie fressen und wie sie sich verhalten.
Zu Beginn der Maßnahme darf die Person die Schnecken beobachten (ggf wird die Schnecke auf eine Glasscheibe gesetzt, wo sie auch von unten beobachtet werden kann). Erst wenn sichergestellt ist, dass das Tier und die Person sich wohl fühlen und sie behutsam mit ihm umgeht, darf eine Schnecke angefasst werden. Dazu wird die Schnecke auf die Hand gelegt. Die Person beobachtet und erzählt ggf. was sie wahrnimmt.
Als Hilfestellung könnten folgende Fragen gestellt werden:
Wie fühlt sich das an? Was macht die Schnecke? Was glaubst du, wie die Schnecke sich fühlt? Wie fühlst du dich? Findest du Gemeinsamkeiten zwischen dir und der Schnecke? Welche Eigenschaft an ihr findest du besonders toll? Warum?
Zusätzlich darf das Tier gefüttert werden.
Die pädagogische Fachkraft wechselt langsam in eine beobachtende Rolle und greift nur ein, wenn nötig.
Eine Sitzung dauert zwischen 30 und 40 Minuten. Wobei der direkte Kontakt zur Schnecke in etwa 20 Minuten beträgt. Bei Bedarf kann die Länge einer Sitzung angepasst werden.
Es empfiehlt sich die Sitzungen ein bis zwei Mal pro Woche zu wiederholen. Die Anzahl der Sitzungen hängt dabei stark von der jeweiligen Person ab und muss individuell besprochen werden.

6.1) Warum mit einer Schnecke?

Die Schnecke eignet sich hervorragend für die Entschleunigung und Entspannung. Durch ihre Langsamkeit wird auch der Mensch langsamer. Das reine Beobachten in einer gemütlichen, naturnahen Umgebung reicht, um in die Entspannung zu kommen. Bei der Kontaktaufnahme mit der Schnecke ist Achtsamkeit, Behutsamkeit und langsam sein gefragt, weil sie sich sonst zurückzieht.
Die ideale Mentorin für eine Entspannungstechnik.

6.1.1) Weitere Vorteile von der Arbeit mit Schnecken.

Zunächst haben Schnecken kein Fell und kommen somit für jeden in Betracht. Es sind bisher keine Fälle bekannt, in denen Menschen bei dem Kontakt mit Schnecken, allergische Reaktionen aufwiesen. Das macht sie vielseitig einsetzbar.

6.1.2) Außerdem sind Schnecken…

  • widerstandsfähig
  • stark
  • resilient
  • bedacht
  • genügsam
  • achtsam
  • ruhig
  • eigenständig
  • unabhängig
  • neugierig
  • anspruchslos

Das sind alles potenzielle Eigenschaften, die die Klient*innen für sich suchen oder aufbauen möchten.

7) Räumlichkeiten

Die Sitzungen finden im Wald statt. Bei Bedarf sind auch Hausbesuche denkbar.

8) Qualifikationen der Dienstleisterin:

Die Dienstleisterin verfügt über eine pädagogische Ausbildung. Sie ist Diplom Sozialarbeiterin (über 10 Jahre Erfahrung in der allgemeinen Sozialberatung) mit den Zusatzqualifikationen Resilienztrainerin (ZPP zertifiziert) und Kursleiterin für Waldbaden (BVWA).
Zurzeit befindet sie sich in der Weiterbildung zur „palliative care für psychosoziale Berufe“, welche voraussichtlich im Juni 2023 beendet wird.

9) Dokumentation/ Evaluation:

Zu Beginn und am Schluss jeder Sitzung wird der Gemütszustand des/der Klient*in bestimmt. Dazu gibt es ein Schaubild mit Gesichtern, die von sehr unzufrieden bis hin zu fröhlich reichen und durch die Ampelfarben (rot für schlecht, über orange, gelb bis grün für sehr gut) optisch verstärkt werden.
Diese dienen als Dokumentation und werden ggf. durch Notizen der pädagogischen Fachkraft ergänzt.